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Beruf und Berufung

Beruf und Berufung

„Such dir eine Arbeit, die du liebst – dann brauchst du keinen Tag im Leben mehr zu arbeiten.“

 

(Konfuzius)

Der Ursprung unserer Berufung

Unser Gehirn ist ein seltsames Organ. Während alle anderen Organe in unserem Körper stetig wachsen, bis sie im Erwachsenenalter ihre endgültige Größe erreicht haben, gewinnt unser Gehirn sehr schnell an Größe, schrumpft dann aber wieder bis wir erwachsen sind. Trotzdem werden wir immer klüger, während unser Gehirn immer kleiner wird.

Warum ist das so?

Weniger ist wohl mehr 😊

Um das Schrumpfen zu erklären, möchten wir etwas ausholen und einen Abstecher in die Neurologie machen.

Am 42. Tag nach unserer Zeugung – das ist in der 8. Schwangerschaftswoche (für diejenigen, deren berufliches Talent in der Mathematik liegt und die jetzt nachrechnen, dass 42 geteilt durch sieben sechs ergibt hier eine ergänzende Anmerkung: die Schwangerschaft einer Frau wird ab dem ersten Tag der letzten Menstruation gerechnet und nicht ab dem Zeitpunkt der Zeugung) – bilden wir unser erstes Neuron. 120 Tage später sind es dann 100 Milliarden. Pro Sekunde werden also 9500 Neuronen gebildet. Unser Gehirn wächst in einer rasenden Geschwindigkeit. Diese 100 Milliarden Neuronen bleiben uns dann auch bis zum Ende unseres mittleren Erwachsenenalters erhalten. Danach geht’s bergab 😊.

Kommunizierende Gehirnzellen

Damit Gehirnzellen miteinander kommunizieren können, benötigen sie Synapsen. Synapsen sind besondere Zellen, die unsere Neuronen miteinander verbinden. Etwa zwei Monate vor unserer Geburt beginnen die Neuronen untereinander Verbindung aufzunehmen. Das sieht dann aus, als würden sie mit kleinen Ärmchen nach anderen Nervenzellen greifen. Gelingt ihnen das, entsteht eine Synapse – eine Schaltstelle, um einen Reiz an ein anderes Neuron weiterleiten zu können.

Bis zu einem Alter von drei Jahren hat jedes der 100 Milliarden Neuronen 15000 synaptische Verbindungen mit anderen Neuronen gebildet.

Damit ist ein sehr umfangreiches, einzigartiges und kompliziertes Netz entstanden. Eine Vielzahl an Kommunikationsmöglichkeiten.

Jetzt ist es aber nicht so, dass wir um so klüger oder leistungsfähiger sind, je mehr synaptische Verbindungen wir haben. Unsere Klugheit und Leistungsfähigkeit hängt vielmehr damit zusammen, wie gut wir unsere stärksten synaptischen Verbindungen nutzen.

Weniger ist mehr! Wir können unmöglich alle unsere synaptischen Verbindungen gleich stark nutzen. Wir hätten ein permanentes Überangebot an Möglichkeiten und unsere Sinne wären überlastet. Wir würden in unseren Kinderschuhen stecken bleiben. Ohne das natürliche Zurechtstutzen unseres Gehirns auf eine kleine Anzahl stark genutzter synaptischer Verbindungen würden wir niemals erwachsen werden.

Diese reduzierten, aber stark genutzten Synapsenverbindungen ergeben dann unsere Talente. Es sind die Aspekte unserer Persönlichkeit, die beständig sind.

Talente

Wenn wir an Talente denken, dann denken wir in erster Linie an unsere Schulzeit und die Fächer, in denen wir damals besonders gut waren. Natürlich gibt es angeborene Talente wie die Begabung, besonders gut malen, schreiben oder singen zu können.

Aber laut der Gallup-Studie gibt es noch eine viel weitreichendere Definition des Begriffes „Talent“: „Talent ist jedes nachhaltige Denk-, Gefühls- oder Verhaltensmuster, das produktiv eingesetzt werden kann.“

Unsere Talente sind demnach unsere stärksten synaptischen Verbindungen und damit die Grundlage für den Aufbau von Stärken.

Haben wir unsere stärksten Talente erkannt, können wir Fähigkeiten in Bezug auf diese Talente entwickeln und das Ganze mit Wissen verfeinern.

Wer sich gern eingehender mit der Gallup-Studie beschäftigen möchte, dem sei hier das Buch „Entdecken Sie Ihre Stärken JETZT!“ von Marcus Buckingham und Donald O. Clifton, erschienen im Campus Verlag, empfohlen.

Und woher weiß ich jetzt, welche Talente ich habe?

Wenn du deine Talente entdecken möchtest, dann beobachte deine spontanen, unmittelbaren Reaktionen auf Situationen, die du erlebst.

Nehmen wir beispielsweise eine Party. Mit wem unterhältst du dich am ehesten? Mit den Partygästen, die du schon lange kennst, oder mit dir vollkommen unbekannten Menschen? Sind es die Fremden, die dich anziehen? Dann gehört Kontaktfreudigkeit zu deinen Talenten. Suchst du mehr den Kontakt zu deinen Freunden? Dann ist es das Talent der Bindungsfähigkeit, welches du in dir trägst.

Was leicht von der Hand geht

Was sind deine spontanen Reaktionen und Sehnsüchte im Alltagsleben? Wo lernst du ganz schnell und mühelos, was geht dir leicht von der Hand? Es braucht etwas Achtsamkeit und Bewusstsein, um sich selbst im Alltag zu beobachten.

Was denkst du zum Beispiel als erstes, wenn dich eine Angestellte deines Unternehmens anruft, um dir mitzuteilen, dass sie nicht zur Arbeit kommen kann, weil ihr Kind erkrankt ist? Machst du dir vielleicht Sorgen, wie es ihrem Kind gerade geht? Oder ob die Mutter Hilfe gebrauchen könnte? Dann gehören Empathie und Fürsorglichkeit wahrscheinlich genauso zu deinen Talenten, wie die Fähigkeit, Mitarbeiter anweisen und führen zu können.

In der Gallup-Studie wurde zusammengetragen, welche angelegten Fähigkeiten und Eigenschaften noch zu den Talenten zählen. Einige Beispiele sind hier aufgeführt, die wir nicht unbedingt als erstes aufzählen würden, wenn es um unsere Berufsplanung geht:

analytisch, anpassungsfähig, beziehungsfähig, selbstbewusst, strategisch, kontaktfreudig, überzeugend, verantwortungsbewusst, harmoniestrebend, wissbegierig, zukunftsorientiert und leistungsorientiert.

Und auch der Arrangeur, der Ideensammler und die natürliche Autoritätsperson gehören dazu.

Die Liste ist nicht vollständig und darf gern noch ergänzt werden – vielleicht durch jemanden, der Genauigkeit zu seinen Talenten zählt 😊.

Diese Talente bilden die Grundlage für unsere Fähigkeiten. Durch Lernen und Vertiefen können wir die synaptischen Verbindungen festigen und durch weiteres Wissen zu einem Spezialisten auf unserem Gebiet werden.

Ein Talent muss nicht zwingend eine hilfreiche Eigenschaft sein! Sturheit zum Beispiel kann sehr von Vorteil sein, wenn es um Beharrlichkeit bei einem Projekt geht.

Was ruft dich?

Uns sind schon viele Menschen begegnet, die sich in der Mitte ihres Lebens befinden und ihre Berufung noch immer nicht gefunden haben. Bei manch einem führt dies zu einer Lebenskrise, wenn er den Sinn des Lebens über sein berufliches Wirken definiert und nicht erkennt, dass die „Soft Skills“ die eigentlichen Talente sind.

Zu den Soft Skills gehören sämtliche Eigenschaften, Qualifikationen und Fähigkeiten, die neben den berufstypischen Qualifikationen berufliche und private Erfolge bestimmen.

Im Kindergarten wussten wir noch ganz genau, was wir werden wollten, wenn wir einmal groß sind: Feuerwehrmann, Baggerfahrer, Astronaut, Tierärztin, Tänzerin, Pilot oder Rennfahrer.

Die Berufswahl im jugendlichen Alter ist hingegen oft eine Verzweiflungstat. Hierbei folgen die Jugendlichen weniger ihrer eigenen als vielmehr der Verzweiflung ihrer Eltern. Schließlich soll das Kind doch einen soliden Beruf erlernen! Kurz – aus dem Kind soll doch etwas Anständiges werden.

Die berufliche Richtung wird durch einen Blick auf das Abschlusszeugnis festgelegt. Da, wo die besten Noten sind, da geht es lang.

Vertrauen ist die Grundlage

Das Vertrauen der Eltern in das Leben selbst ist die Grundlage für die Berufswahl der Kinder. Haben letztere Zeit und Muße, sich zu beobachten, zu schauen, welche Eigenschaften sie in dieses Leben mitbringen und in welcher beruflichen Branche diese Fähigkeiten gebraucht werden könnten, dann treffen sie die richtigen Entscheidungen, gehen mit Leidenschaft und Interesse ans Lernen und freuen sich auf ihre Ausbildung oder ihr Studium.

Das Lob der Eltern für das Sein ihrer Kinder ist wichtiger als jede Belohnung für eine gute Note in der Schule oder eine erbrachte Leistung im Sport.

Wir verbringen die meiste Zeit des Tages mit unserem Beruf. Sollte dieser in Anbetracht dessen nicht ein Beruf sein, der unseren Neigungen und Talenten entspricht?

Eine getroffene Entscheidung zu ändern und dem eigenen Herzen zu folgen, ist ein Zeichen von Intelligenz. Glaubenssätze wie „Was man angefangen hat, muss man auch zu Ende führen“, sind wenig hilfreich, wenn wir uns unglücklich in unserem Beruf fühlen.

Vom Finden der Talente

Leider gehört das Aufspüren unserer Talente nicht zum Lehrplan unseres staatlichen Bildungssystems.

In der achten Klasse steht dann der Besuch des Jobcenters an. Dabei können die Jugendlichen mittels Computer-Tests herausfinden, wo möglicherweise ihre beruflichen Interessen liegen. Dabei kommen schon einmal lustige Ergebnisse heraus, wenn man in das System eingibt, dass zu den bevorzugten Interessen der Umgang mit Tieren zählt und dann in der Auswertung als Berufsvorschlag „Metzger“ angezeigt wird. 😊

Die Entscheidung Metzger zu werden, sollte natürlich aufgrund vollkommen anderer Kriterien getroffen werden. Zum Beispiel aufgrund des Bedürfnisses, ethisch arbeiten zu wollen und gesunde Produkte zu erzeugen. Mit einem hohen Bewusstheitsgrad und der Wertschätzung und Dankbarkeit für das Tier, welches sein Leben lässt, um uns zu nähren. Dazu noch viel Freude am fertigen Produkt.

Einem derartigen Unternehmen ist der Erfolg sicher! Ein solcher Metzger wird auch nur nach Mitarbeitern suchen, die ebenfalls nach diesen Kriterien arbeiten. Und für diese Mitarbeiter wird dieser Betrieb damit zum Treffpunkt von Menschen, die ebenfalls ihrer Berufung folgen.

Und dann gibt es da noch die Menschen unter uns, die den x-ten Beruf erlernt, studiert und ausgeführt haben. Die sich immer wieder neu orientieren, aber doch nie ankommen. Die Zufriedenheit will sich einfach

Sein oder Nichtsein

Es kann sein, dass wir jahrelang versuchen, etwas zu sein oder zu werden, das wir überhaupt nicht sind. Angetrieben durch unser Ego, welches uns unsere Wünsche suggeriert. Wir wollen besonders cool sein, gut dastehen, wir wollen Anerkennung, „IN“ sein, im Mittelpunkt stehen.

Ständig suchen wir nach etwas im Äußeren, anstatt mit dem zu arbeiten, was wir bereits mitgebracht haben und in uns tragen. Wir suchen nach dem perfekten Job, nach dem perfekten Partner, dem perfekten Haus. Es ist die Suche nach dem Goldtopf am Ende des Regenbogens.

Viele versuchen, etwas passend zu machen, das einfach nicht passt.

Wir brauchen unser Lebenswerk nicht im Außen zu suchen, weil unser Lebensweg und unsere Berufung in uns angelegt ist.

Wir können den idealen Job nicht planen. Aber wir können uns ausprobieren. Ein guter Wegweiser zu unserer Berufung sind unsere Bedürfnisse und unsere Neugier. Wenn wir offen und geistig beweglich bleiben und uns nicht auf eine Idee versteifen, die sich unser Ego ausgedacht hat, dann sind das gute Voraussetzungen, die eigene Berufung zu finden.

Was sind deine wahren Grundbedürfnisse?

Welches Bild hast du von dir selbst? Und presst du dich in ein Bild hinein, welches eigentlich nicht deinen Bedürfnissen und Talenten entspricht?

Letzteres ist die beste Voraussetzung, um zum Universaldilettant zu werden 😊.

Wenn du deiner Berufung folgst, dann trennst du dich nicht mehr von deiner Tätigkeit. Du bist deine Tätigkeit. Du bist es so sehr, dass du sie auch ausüben würdest, wenn du kein Geld dafür bekämst.

Und dennoch würde das Geld dir folgen! Wenn du etwas tust, was dir entspricht, was du mit Liebe und Leidenschaft tust, dann kommt alles Notwendige von allein zu dir. Auch das Geld!

Hast du eine Vision?

Was ist eine Vision? Als Kinder hatten wir noch eine Vision. Wir wollten nicht wegen des Status Tierärztin werden, sondern weil wir Tieren helfen wollten. Wir wollten nicht Baggerfahrer werden, weil wir Häuser bauen wollten, sondern weil es sich unglaublich toll angefühlt hat, so hoch oben auf einem Bagger zu sitzen, zu sehen und zu spüren, wie sich die Baggerschaufel in die Erde gräbt und mit welcher Kraft sie den Erdaushub in die Höhe befördert. Der angesammelte Haufen Erde war pure Zufriedenheit. Wir wollten nicht Astronaut werden, weil wir im Fernsehen bei der Landung bejubelt werden wollten, sondern wegen des Gefühls der Schwerelosigkeit. Und einige von uns wollten die Welt retten.

Wir wollten wissen, wie es sich anfühlt, durchs Weltall zu fliegen und auf dem Mond zu landen.

Wir wollten wissen, wie es sich anfühlt, wenn ich es tue?

Wir verbinden Beruf immer mit Geld. Ein Fehler?

Oftmals ergreifen wir einen Beruf, um Geld zu verdienen und nicht, weil wir aus Freude heraus einer Fähigkeit nachgehen.

Kurt Tepperwein hat das Thema „Geld“ einmal schön zusammengefasst:

In der deutschen Sprache ver-dienen wir unser Geld. In Deutschland dienen wir jemanden, um dann dafür Geld zu bekommen. Die Engländer hingegen ernten Geld und im Wohlfahrtsstaat Schweden bekommt man Geld.

In den USA hingegen macht man Geld, während die Franzosen ihr Geld gewinnen.

Was empfindest du, wenn du mit deinen Talenten Geld machen oder einfach dafür Geld bekommen würdest?

Interessanterweise ändert sich oft unsere Ausdrucksweise, wenn wir endlich das machen, was unserer Berufung entspricht. Viele Menschen, die ihrem inneren Ruf gefolgt sind, sagen plötzlich, dass sie für ihre Tätigkeit so und so viel Geld bekommen. Bei ihrer vorherigen Tätigkeit haben sie noch Geld verdient.

Wenn sie ihre Berufung in einer Nebentätigkeit leben, drücken sie es möglicherweise so aus, dass sie für diese Geld bekommen, ihren Lebensunterhalt jedoch vielleicht mit einer Bürotätigkeit ver-dienen.

Berufung aus Tradition

Und dann gibt es da noch diejenigen unter uns, die aus einem Gefühl der Verpflichtung heraus in die Fußstapfen ihrer Eltern treten, obwohl sie beruflich doch lieber etwas vollkommen anderes tun möchten.

Als Beispiel sei ein junger Mann zu nennen, der eine Ausbildung bei der Polizei macht. Auch sein Vater war bereits bei der Polizei und sein Großvater ebenfalls. Und all seine Brüder sind es auch. Verfolgt man die Ahnentafel noch weiter zurück, dann gab es bereits Verwandtschaft, die im Wilden Westen als Sheriff tätig war.

Aber eigentlich wäre unser junger, angehender Polizist lieber Drogendealer 😊.

Er ist von Natur aus sehr vertrauenswürdig, kann gut haushalten, ist verschwiegen, besitzt eine ausgezeichnete Menschenkenntnis, ist sehr kontaktfreudig und gut im Organisieren.

Das war jetzt natürlich nicht ernst gemeint! Wir möchten niemanden dazu ermutigen, eine Ausbildung bei der Polizei gegen eine Karriere als Drogendealer einzutauschen, nur um seinen Talenten zu folgen. Aber wir möchten dich ermutigen, dich zu trauen, der bunte Vogel in deiner Ahnenreihe zu sein und deiner Berufung zu folgen!

Oft machen wir etwas aus Tradition, obwohl uns diese Tätigkeit überhaupt nicht entspricht. Wie beispielsweise der Medizinstudent, welcher einmal die Praxis seines Vaters übernehmen soll, die davor bereits von dessen Vater geführt wurde, während im tiefsten Inneren unseres Medizinstudents jedoch ein Schauspieler steckt, der viel lieber auf der Bühne stehend sein Publikum begeistern würde.

Reflexion des Elternhauses

Die Reflexion unseres Elternhauses ist ein wichtiger Schritt, wenn es um unsere Berufung geht. Unsere Eltern sind die erste Rahmenbedingung, die wir in unserem Leben erfahren.

Was haben dir deine Eltern gesagt, gezeigt oder vorgelebt?

Was fandest du gut? Und was fandest du weniger gut? Worin lag deine Aufgabe damals und worin liegt deine Aufgabe heute?

Vielleicht bist du Ingenieur, fühlst dich jedoch zum Heiler berufen?

Was empfindest du, was du bist? Häufig wird man irgendetwas und denkt, dass man dies dann ein Leben lang macht, anstatt dem Leben zu vertrauen und den Weichen zu folgen, die es uns stellt. Alles kommt wie von Zauberhand zu uns, wenn wir unserer inneren Stimme, unserer Intuition und unserer Berufung folgen.

Seine Berufung finden

Wie findet man nun seine Berufung? Das ist eigentlich ganz einfach.

Wenn du magst, nimm einmal Papier und Stift zur Hand. Erstelle auf dem Blatt zwei Listen.

Die erste Liste füllst du mit allem, was dir Freude macht. Schreib einfach drauflos. Woran hast du Spaß?

Und auf die zweite Liste schreibst du alles, was du gut kannst – deine Fähigkeiten. Hier zählt nicht, ob dir diese Freude bereiten, sondern nur, welche es sind.

Und dann setzt du Prioritäten. Erstelle eine Rangliste. Was bereitet dir am meisten Freude und in welchen Fähigkeiten bist du am kompetentesten?

Nun bringe die drei Dinge, die dir am meisten Freude bereiten, in Verbindung mit den Fähigkeiten, die dir am meisten liegen. So findest du deine Berufung.

Jetzt kommt vielleicht: Aber ich muss doch Geld verdienen!

Eine kleine Geschichte

Da gibt es die Geschichte von Marius, der schon früh in seiner Kindheit die Gabe besaß, mit seinem Gesang die Menschen zu berühren. Bereits als Kind sang er bei den Domsingknaben mit. Seine Stimme war so außergewöhnlich, dass seine Eltern oft darauf angesprochen wurden. Sie unterstützten ihr Kind auch, indem sie sein Talent förderten. Aber als es dann um die Berufswahl ging, ermunterten die Eltern ihren Sohn, doch lieber etwas „Richtiges“ zu studieren, da sie um die brotlose Kunst des Singens wussten.

Dem Rat seiner Eltern folgend, studierte er Betriebswirtschaft und bekam eine feste Anstellung in einem Unternehmen. Das Singen hatte er über die Jahre aufgegeben, denn es „brachte“ ja nichts.

Eines Tages aber ermutigte seine Firma ihre Mitarbeiter, bei ihrem Firmenjubiläum etwas zum Festprogramm beizutragen und Marius betrat das erste Mal seit seiner Kindheit wieder die Bühne.

Seine Stimme war noch genauso herausragend und berührend wie damals. Das Publikum war begeistert. Sein Chef und seine Kollegen waren so ergriffen, dass sie Marius ermutigten, doch etwas aus seinem Talent zu machen. Dieser Aufforderung folgte er einige Monate später und nahm an einer Castingshow teil. Die Reaktion der Jury und des Publikums war so überschwänglich und überzeugend, dass Marius sein Talent von nun an zum Beruf machte. Vor ihm lag eine Karriere als Ausnahmetalent. Von den Einnahmen aus den CD-Verkäufen und den Konzerten, die er gab, kann er gut leben.

Es gibt mehr als genügend Beispiele für Menschen, die auf der Grundlage ihrer Talente eine große Karriere hingelegt haben. Menschen, die ihre Berufung zum Beruf gemacht haben.

Die meisten denken jedoch, dass dies nur auf einzelne, besondere Menschen zutrifft.

Der Berufung auf der Spur

Wenn alles in dir noch diese eine Sache tun möchte. Wenn du bereit bist, dich von deinem alten Leben zu lösen und ein neues Leben anzufangen, um diese eine Sache tun zu können.

Wenn du einer Begabung ohnehin folgen würdest, auch ohne Geld oder Lob dafür zu bekommen. Wenn du unglücklich bist, wenn du diese eine Sache nicht leben kannst, dann bist du ganz nah dran an deiner Berufung.

Dann ist deine Gabe auch deine Aufgabe!

Wenn du deine Talente ausfindig gemacht hast, kannst du die dazugehörigen Fähigkeiten vertiefen.

Eine amerikanische Studie zum Talent hat Menschen untersucht, die auf einem Gebiet wirklich herausragend gut sind und die ihre Berufung zum Beruf gemacht haben. Künstler, Schriftsteller, Musiker, Nobelpreisträger – alles Menschen, bei denen man aufgrund ihres Erfolges vermutet, dass sie eine große Begabung in die Wiege gelegt bekommen haben.

Aber kein Einziger dieser Menschen hatte es zu Erfolg gebracht, ohne die entsprechenden Fähigkeiten nicht mindestens 10 000 Stunden geübt zu haben.

Talent allein reicht nicht aus, um erfolgreich zu sein – auch dann nicht, wenn wir unsere Berufung gefunden haben.

„Alles Wissen und die Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt,

sondern mit einem Fragezeichen.“

 

(Hermann Hesse)

Wissen, Talent und Fähigkeit

Du hast Talent und auch die dazugehörigen Fähigkeiten. Jetzt fehlt auf dem Weg zu deiner Berufung nur noch das Wissen.

Das Wissen – oder besser gesagt, „das Wissenwollen“, hat immer einen Anfang, jedoch nie ein Ende!

Denn Wissen verhindert Weiterentwicklung! Wenn ich zu einer bestimmten Sache schon alles weiß, schaue ich nicht mehr über den Tellerrand, ich bilde mich nicht fort, weil ich ja davon ausgehe, schon alles darüber zu wissen. Ein volles Glas kann man nicht mehr füllen.

Ich bleibe an der Stelle stehen, wo ich der Weisheit letzten Schluss vermute. Dieser Schluss sollte jedoch immer mit einem Fragezeichen enden.

„Du bist die nie endende Entdeckungsreise im unendlichen Potenzial der Möglichkeiten.

In Worten nicht beschreibbar.“

 

(Hermann R. Lehner)

Hast du schon einmal eine Frage gestellt?

Hast du schon einmal eine Frage gestellt, ohne eine Antwort darauf zu erwarten?

Eine offene Frage in den Raum geworfen und statt eine Antwort zu bekommen, nur die Energie der Frage gespürt?

Du hast richtig gelesen. Auch Fragen bestehen aus Energie. Gemeint ist hier weniger unser Alltagsblabla, sondern es geht um die Fragen, die wir oft still stellen und denen wir nachspüren. Das tun wir meist ganz unbewusst. Wir denken über ein Problem nach, grübeln etwas vor uns hin und stellen dann unbewusst eine Frage.

Und dann fühlen wir die Frage noch eine Weile. Wir bleiben noch ein paar Sekunden in der Energie, mit der wir diese Frage gestellt haben, sind uns dessen aber nicht bewusst.

Und es sind gerade diese offenen Fragen, die unser gesamtes Leben verändern können.

Durch sie öffnen wir Räume. Wir machen den Weg frei, etwas für möglich halten zu können.

Wenn du noch auf der Suche nach deinen Talenten bist, dann magst du vielleicht doch mal die folgende Frage stellen: „Was sind meine Talente?“ Und dann halt die Klappe und spür nach 😊. Verzichte darauf, nach der Antwort suchen, nur die Frage spüren!

Und danach löse dich wieder und mach etwas völlig anderes. Lass dich überraschen was passiert.

Wenn du bereits auf deinem Weg bist, deine Talente schon erkannt hast, deine Fähigkeiten bereits gut ausgebildet sind und du dir auch das nötige Wissen angeeignet hast, aber trotzdem gerade auf deinem beruflichen Weg an einer Stelle hängen geblieben bist, wo es nicht weitergeht, dann könnte diese Frage hilfreich sein:

„Was ist nötig, um die beste Version meiner Selbst zu sein?“

Wenn du Unternehmer bist.

Vielleicht bist du bereits deinen Talenten und Fähigkeiten gefolgt und hast dir den Traum deiner eigenen Firma erfüllt.

Jeder Unternehmer wünscht sich ein erfolgreiches Unternehmen. Seine Mitarbeiter sollen sich dadurch auszeichnen, dass sie ihrer Arbeit ein hohes Maß an Bewusstsein entgegenbringen. Wo jeder einzelne Mitarbeiter sich selbst und andere annimmt.

Was sind die Voraussetzungen, damit sich die Menschen in deinem Unternehmen in eine Traumbelegschaft verwandeln?

Jeder hat Talente und Eigenschaften, die es nur zu entdecken und dann umzusetzen gilt. Das trifft auch auf deine Mitarbeiter zu.

Wenn jeder Einzelne sein Bestes geben soll, muss auch jeder Einzelne in dem gefördert und ermutigt werden, was sein Bestes ist.

Das heißt, jeder einzelne Mitarbeiter deines Unternehmens sollte sich in seinen Talenten, seinen Fähigkeiten und seinem Wissen gesehen und anerkannt fühlen.

Und seiner individuellen Leistung sollte eine ideelle sowie finanzielle Belohnung folgen.

Deine Mitarbeiter sollten die Gelegenheit bekommen, sich zeigen zu dürfen. Du weißt nun, dass es eine Vielzahl an Talenten gibt, die wir nicht zwangsläufig von uns aus als solche bezeichnet hätten. Kannst du sie in deinen Mitarbeitern erkennen, hervorheben und fördern?

Am glücklichsten fühlen wir uns, wenn wir unserer Berufung folgen dürfen. Was kannst du für die Menschen tun, die für dich arbeiten, damit sie in deinem Unternehmen ihre Berufung finden?

Um das herauszufinden, braucht es Kontakt. Echter, authentischer Kontakt. Echter Kontakt geschieht nicht zwischen Tür und Angel. Echtheit braucht Bewusstsein und Bewusstsein benötigt Langsamkeit.

Vielleicht magst du dir die Zeit und den Raum nehmen, mit deinen Mitarbeitern in einen authentischen Kontakt zu treten, um mehr über ihre Talente, ihre beruflichen Neigungen und ihr Wesen herauszufinden.

Dem Ruf der Seele folgen

Wenn das Leben mit dir spricht, möchte deine Seele, dass du zuhörst.

Das Leben spricht mit uns. Das tut es auf unterschiedliche Weise. Manchmal durch ein auffälliges Ereignis in unserem Leben. Oder auch durch eine körperliche Reaktion, eine Krankheit oder ähnliches. Aber als erstes spricht es mit uns durch Emotionen und Empfindungen.

Haben wir uns von uns selbst zu weit entfernt, dann signalisiert uns unsere Seele, dass wir vom Weg abgekommen sind. Wir folgen nicht mehr unseren Talenten und Fähigkeiten und vielleicht noch viel schlimmer – auch nicht mehr unseren Seelensehnsüchten und Wünschen und schon gar nicht unserer Berufung.

Dann kämpfen wir plötzlich gegen die Ereignisse im Außen, gegen Krankheiten oder gegen depressive Gedanken und Gefühle.

Anstatt uns mit dem zu beschäftigen, was wir wirklich empfinden und erleben wollen, sind wir nun damit beschäftigt, unsere Außenwelt in Schach zu halten oder damit, Missstände zu beheben.

Wenn du also chronisch krank geworden bist, oder nur noch traurige Gedanken in dir trägst, dann ist das die Stoppkelle deiner Seele, doch auch einmal hinter die ganze Symptomatik zu schauen, um den roten Faden in deinem Leben wieder aufnehmen zu können.

Zweifelst du an dem, was du beruflich machst? Bist du unzufrieden mit bestimmten Situationen oder Menschen? Bist du ständig nervös und hast das Menschen, irgendetwas tun zu müssen, aber nicht zu wissen, was?

Dann kann es sein, dass deine Seele auf diese Weise mit dir in Kontakt treten möchte.

Was möchte dir die Seele sagen?

Finde heraus, was sie dir sagen will – vielleicht, indem du einfach eine Frage stellst: „Was kann ich nicht sehen, was für meine Entwicklung wichtig wäre?“

Wenn du aber bereits auf dem Weg bist und dem Ruf deiner Seele folgst, dann merkst du das sehr schnell daran, dass du dich immer mehr und immer öfter zufrieden und glücklich fühlst, dass du ruhiger und ausgeglichener wirst. Du stimmst mit dir selbst überein. Die innere Ordnung wird wiederhergestellt, Energie beginnt zu fließen. Das sieht man auch im Äußeren. Du vertraust dir und dem Leben.

Deine Sehnsüchte, die innere Unruhe und die komischen Gefühle werden sich beruhigen, wenn du wieder dem Plan folgst, den deine Seele für dich vorgesehen hat.

Und wenn da einfach kein Ruf ist?

Es gibt Menschen, die wissen schon als Kind ganz genau, was sie werden wollen. Und dann werden sie es. Und dann gibt es diejenigen unter uns, die sich erst einmal ausprobieren wollen, die herausfinden wollen, wo sich ihre Talente verstecken. Und wenn sie diese gefunden haben, setzen sie alles was erforderlich ist, um diese auszuleben, in die Tat um. Dann gibt es auch noch diejenigen, die derart viele Talente und Fähigkeiten besitzen, dass diese bereits einzeln ausreichen würden, ein ganzes Leben mit zufriedenstellenden Tätigkeiten auszufüllen.

Und dann, ja dann gibt es da auch noch eine ganze Menge Menschen, die diesen Text jetzt gelesen haben und sich an der Stirn kratzend fragen, was um Himmels Willen ihre Berufung sein könnte. Wenn sie in sich hineinlauschen, ist da nichts.

Vielleicht kann jemand relativ gut zeichnen, oder kochen oder ist technisch sehr versiert. Aber dabei gleich an einen Ruf der Seele oder an Berufung zu denken – das fühlt sich leicht übertrieben an.

Wenn da so gar nichts ist, was lockt, dann ist das auch okay! Sehr okay sogar!

Es reicht vollkommen, einfach lebendig zu sein. Der Synergie des Lebens zu folgen. Es zu genießen. Einfach so – auch ganz ohne Berufung oder einen Ruf aus der Seele.

Du bist nicht weniger wert, nur weil du keine Berufung spüren kannst, als jemand, der sich zu etwas berufen fühlt!

„Frage dich nicht, was die Welt braucht.

Frage dich, was dich lebendig werden lässt und dann geh los und tu das.

Was die Welt nämlich braucht, sind Menschen, die lebendig geworden sind.“

 

(Herold Withman)

Das Leben ist aufregend, es gibt viel zu entdecken und zu erfahren. Das eigene „Sein“ zu genießen kann ebenso Lebensaufgabe sein, wie seiner Berufung zu folgen.

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