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Lebenskrise

Lebenskrise

Das Leben ist kein Ponyhof

Eine Lebenskrise gehört dazu. An ihnen kommen wir nicht vorbei. Und das ist auch gut so! Denn Krisen sind Erfahrungen, die zu mehr Bewusstheit für uns und unser Leben führen können. Auch wenn es gilt, sie erst einmal zu überleben.

Eine Lebenskrise ist ein sehr kritischer Moment im Leben eines Menschen. Definiert wird der Begriff „Krise“ als eine problematische, mit einem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation. Wenn wir in einer Lebenskrise stecken, befinden wir uns definitiv in einer sehr schwierigen Lage, die unsere Existenz bedroht. An dieser Stelle gibt es nur zwei Möglichkeiten: Wandlung oder Tod.

In der Medizin ist die Krise der sensibelste Moment einer Erkrankung, der Höhepunkt einer Krankheit. An diesem Punkt wird deutlich, ob sich der Zustand des Patienten dramatisch verschlechtert oder er überlebt.

Wir haben alle schon einmal die Erfahrung gemacht, in einer kritischen Situation für einige Augenblicke die Luft angehalten zu haben und erst als sie überwunden war, wieder erleichtert durchatmen zu können.

Atmen – ein wichtiges Instrument um Krisenzeiten meistern zu können!

Vielleicht magst du gerade mal einen tiefen Atemzug nehmen.

Für einen kurzen Augenblick steht das Leben still – in diesem Moment weiß man nicht, wie es weitergehen wird, ob es überhaupt weitergeht.

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Krisen kommen oftmals aus dem Nichts

Es gibt Krisen, die treffen uns aus dem Nichts heraus, vollkommen unerwartet. Ein Schicksalsschlag, ein plötzlicher Todesfall, eine Kündigung aus heiterem Himmel, ein schwerer Unfall, eine plötzliche Trennung oder der Moment, wo ein Partner erkennt, dass er betrogen wird.

Und dann gibt es Krisen, bei denen man zuschauen kann, wie man in sie hineinschlittert. Das kann eine Ehe sein, die sich schon lange in einer Krise befindet und dann in der Trennung endet. Oder die Anhäufung von Schulden, die sich gefühlt niemals mehr abtragen lassen und von nun an unser Leben stark beeinflussen. Es kann der Bankrott einer Firma mit vielen Mitarbeitern sein, der schon lange abzusehen, aber nicht mehr abzuwenden war.

Und dann gibt es noch ganz natürliche Lebenskrisen. Das sind dann die Erfahrungen, die wir machen, wenn wir scheitern oder einen schweren Verlust erleben. Je älter wir werden, desto unumgänglicher sollten wir uns mit dem Sterben beschäftigen. Geliebte Menschen werden sterben. Auch wenn wir von Kindesbeinen an wissen, dass unsere Eltern eines Tages alt werden und sterben, so werden wir uns dieser Endlichkeit und dieses Abschiedes erst bewusst, wenn wir ihn tatsächlich erleben.

Auch das eigene Älterwerden, mit allem, was wir damit verbinden, kann zu einer Lebenskrise werden und wir müssen uns mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen.

Das Erleben von Grenzen und der Machtlosigkeit in bestimmten Situationen, kann ebenfalls als eine kritische Lebensphase empfunden werden.

Das Leben – eine Aneinanderreihung von Krisen?

Ja und nein 😊. Ob wir das Leben mit seinen Höhen und Tiefen als eine beschwerliche Reise oder als eine aufregende Achterbahn mit Bergen und Tälern sehen können, das liegt allein an uns und der Bewertung der erlebten Lebenssituationen.

Eine akute Krise läuft in Stufen ab.

Anhand einer fiktiven Geschichte werden die sieben Stufen einer Krise nachvollziehbar.

Stufe 1 der Lebenskrise: Schock!

Wir stellen uns eine Person des öffentlichen Lebens, egal ob männlich oder weiblich, vor, die bei einem Arztbesuch unerwartet mit der Diagnose Aids konfrontiert wird.

Ihr bisheriges Leben galt der Öffentlichkeit. Vielleicht ist sie ein Musiker, ein Schauspieler oder ein Politiker. Jeder Schritt wird akribisch von der Öffentlichkeit verfolgt, bewundert oder kritisiert.

Bisher führte dieser Star ein skandalfreies, vorbildhaftes Leben.

Was passiert nun, wenn Stars eine solche Diagnose bekommen? Sie werden sofort von der Öffentlichkeit verurteilt, vielleicht sogar aufs Schärfste beschimpft.

Zudem setzt jeder eine HIV Erkrankung mit einem Todesurteil gleich.

Dabei wissen die wenigsten über die modernen Therapieansätze der Medizin Bescheid.

Diese Person des öffentlichen Lebens geht nun zum Arzt, bekommt eine niederschmetternde Diagnose und steht unter Schock.

Gefühlt zieht es ihr den Boden unter Füßen weg. Schließlich ist es eine unheilbare Krankheit, die mit vielen Vorurteilen behaftet ist.

Stufe 2 der Lebenskrise: Verweigerung

Im Kopf ganz schwindelig, verlässt dieser Mensch nun die Praxis. Auf dem Weg zum Auto warten Paparazzi, die sein geschocktes, bleiches Gesicht auf Bildern festhalten. Eine Stunde später sind sie bereits auf Twitter oder Facebook zu sehen und am nächsten Tag im Feuilleton-Teil der Tageszeitungen mit der Überschrift: „Müssen wir uns um diesen Star Sorgen machen? Ist er etwa krank?“

In der Zwischenzeit muss unser Star mit den Symptomen des Schocks klarkommen. Und dem Gefühl, dass das alles doch gar nicht wahr sein kann! Ein Leben als HIV-Infizierter – das kann und will er nicht leben! Das darf einfach nicht sein.

Und während Gefühle der Ohnmacht ihm den Boden unter den Füßen wegreißen, posten die Paparazzi in den sozialen Netzwerken weiter fleißig Fotos von ihm. Noch traut er sich nicht, seiner Familie von der Diagnose zu erzählen. Nur seinen Partner weiht er ein.

Stufe 3 der Lebenskrise: Rationale Einsicht

Am nächsten Morgen bespricht sich unser Star erneut mit seinem Arzt. Und zur Sicherheit sucht er auch noch weitere Ärzte auf, um die Diagnose absichern und sich beraten zu lassen.

Ein Behandlungsplan wird erstellt. Alle Anwesenden bemühen ihren Verstand, um unserem Star zu helfen. Auf der mentalen Ebene beginnt dieser, die Diagnose langsam, jedoch widerwillig zu akzeptieren. Er bemüht sich, die Zusammenhänge zu verstehen und alle notwendigen Schritte in die Wege zu leiten, die der Umgang mit dieser Erkrankung fordert.

Noch ist er emotional aufgewühlt, immer wieder fühlt er den Schock, große Angst und Trauer sind seine Grundgefühle und begleiten ihn den gesamten Tag über.

Jede Träne und jeder ängstliche Gesichtsausdruck wird von der Presse festgehalten. Die Gerüchte verbreiten sich, der Druck auf unseren Star, endlich zu sagen, was los ist, wächst. Ständig bekommt er E-Mails, Post von besorgten Fans oder dumme Kommentare auf seinen öffentlichen Seiten, während er überlegt, welche Schritte er nun am dringendsten unternehmen sollte, um zu überleben.

Stufe 4 der Lebenskrise: emotionale Akzeptanz

Es dauert oft einige Wochen, manchmal sogar Monate, bis sich Menschen mit einem lebensverändernden Ereignis abfinden können. Bis sie es emotional annehmen und ihren Empfindungen freien Lauf lassen können.

Auch unsere Person des öffentlichen Lebens lässt immer mehr zu und versteckt sich nicht mehr vor seiner Familie. Mit der emotionalen Akzeptanz ist der Höhepunkt der Lebenskrise bereits überwunden. Erinnern wir uns, gelebte Emotionen geben blockierte Energie frei und freie Energie ist Kraft, welche uns zur Verfügung steht.

Unser Star veröffentlicht in den sozialen Medien das erste Bild seit seiner Diagnose. Tausende von Followern kommentieren das Foto auf die unterschiedlichste Art und Weise.

Es ist okay. Es ist wie es ist.

Stufe 5 der Lebenskrise: Ausprobieren

Gelebte Emotionen machen authentisch. Das „es ist, wie es ist“ kommt an. Dadurch wird den Kritikern der Wind aus den Segeln genommen. Unser Star kommt immer mehr mit sich in Kontakt. Er wird mutiger und geht neue Wege. Er besucht Seminare für Persönlichkeitsarbeit, probiert verschiedene Entspannungstechniken und tauscht sich mit anderen Betroffenen aus. Im Internet lässt er die Öffentlich an seinem Prozess teilhaben.

Stufe 6 der Lebenskrise: Erkenntnis

Und während unsere Person des öffentlichen Lebens sich ausprobiert, erlangt sie eine immer größere Bewusstheit. Die Krankheit hat sie weit über den Tellerrand des Universums schauen lassen. Tief aus dem Kaninchenbau des Lebens erlangt sie Erkenntnisse über sich, das Leben und vielleicht auch das Leben nach dem Tod.

Stufe 7 der Lebenskrise: Integration

Die neue, veränderte Lebenssituation wird integriert. Unser Star hat Aids und steht dazu. Er versteht sich von nun an als Botschafter dieser Krankheit. Im Internet klärt er auf, besucht Talkshows und spricht öffentlich über sich, sein Leben und den Prozess, den er durchlaufen hat. Er lässt die Welt an seinen Erkenntnissen teilhaben, schreibt ein Buch darüber und gewährt auf diese Weise Millionen von Betroffenen Unterstützung und Lebenshilfe.

A new star is born!

Krise als Chance?

Im Chinesischen wird für „Krise“ und „Chance“ dasselbe Schriftzeichen verwendet.

Eine schwierige, die Existenz bedrohende Lebenssituation bietet auch immer die Möglichkeit, das Leben gänzlich neu zu überdenken, mehr Bewusstheit zu erlangen und damit die Chance auf mehr Glück und ein erfüllenderes Leben, als wir es vor der Krise führten.

„Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Ich weiß nur, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll.“

 

(Autor unbekannt)

Krise als Metamorphose

Eine Krise ist der Höhepunkt eines Ereignisses, an dem eine Entscheidung ansteht.

Es geht um die Wandlung eines Zustandes, in eine noch unbekannte Richtung.

Versuchen wir ein Problem zu lösen, dann nähren wir es zunächst, denn Energie folgt der Aufmerksamkeit. Dadurch entsteht nicht selten eine Abwärtsspirale. Obwohl wir uns nach Leibeskräften bemühen, eine Lösung für unser Problem zu finden, wird es immer schlimmer.

Ist die Lösung vielleicht das Problem? Wenn wir keine Lösung für eine kritische Situation finden, dann wird „das Lösen wollen“ nach einiger Zeit selbst zum Problem. Unsere Unfähigkeit, Dinge akzeptieren zu können und die krampfhafte Suche nach einer Lösung unserer Krise, wird ab einem gewissen Zeitpunkt selbst zum Problem.

Wir rutschen auf der Abwärtsspirale immer weiter nach unten. So weit nach unten, bis es nicht mehr weiter geht. Und dann? Dann wissen wir nicht mehr weiter. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wenn überhaupt nichts mehr geht, bleibt uns nichts anderes übrig, als loszulassen. Wir geben uns hin. Wir haben alles versucht, sind jeden Weg gegangen, aber nichts will sich verbessern, alles verschlechtert sich nur.

Und dann passiert auf wundersame Weise plötzlich eine Wandlung. Nur durch das Sich-lösen und das damit verbundene Abziehen der Energie, mit der wir die Abwärtsspirale genährt haben.

In dem Moment, wo wir nicht mehr aktiv mitmischen, sondern geschehen lassen, können Wunder geschehen.

Das Leben meint es immer nur gut mit uns! Wenn wir es lassen! Alles in diesem Leben ordnet sich von allein, vorausgesetzt, wir hören auf, den Lebensfluss zu blockieren, weil wir es anders haben wollen, als es gerade ist.

Das ist der erste Schritt.

Wissenschaft und Lebenskrise

Wir leben in einer Welt, von der wir annehmen, dass sie so ist, wie sie ist. „Die Wissenschaft hat festgestellt….“, „Experten haben herausgefunden….“ – uns wird die Welt erklärt. Sie ist so, wie sie ist.

Die Realität ist da draußen und wir haben sie zu meistern.

Nur selten schauen wir bei unserer Annahme, dass die Wirklichkeit so ist, wie sie ist, einmal über den Tellerrand.

Damit bieten uns Lebenskrisen die Chance, all unsere Annahmen einmal anzuzweifeln damit auf vollkommen neue Ideen zu kommen und neue Ansichten über das Leben zu entwickeln.

Persönliches Scheitern kann zu einem echten Glücksfall werden! Scheitern ist zwar kein Lebensziel, aber als Menschen kommen wir an dieser Erfahrung sowieso nicht vorbei. Warum sehen wir sie nicht gleich als Chance an?

Betrachten wir einmal eine Raupe, die sich verpuppt. Sie spinnt sich in ihren Kokon ein, bis zur völligen Bewegungslosigkeit. Das sieht erstmal so aus, als wäre sie gescheitert. Zuvor noch blätterfressend und über Zweige kriechend, befindet sie sich nun festgezurrt in der absoluten Starre. Doch genau diese Starre ist die Voraussetzung für die Metamorphose! Und dann geschieht die Wandlung: Aus der vollkommenen Bewegungslosigkeit entsteht ein wunderschöner Schmetterling. Würde die Raupe während ihres Verpuppens darüber nachdenken, was gerade mit ihr passiert, wäre sie der Verzweiflung wohl sehr nahe. Stattdessen gibt sie sich einer höheren Ordnung hin, ohne Widerstand zu leisten und erlebt eine wundervolle Verwandlung.

Die „Krise“ der Raupe ist daher kein Unglück, sondern ein Glücksfall!

„Die meiste Bewegung liegt in der größtmöglichen Starre!“

(Karl Grunick)

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Auch Lachen kann helfen, eine kritische Situation in die Wandlung zu bringen und festgefahrene Denkstrukturen zu lösen.

Lachen hilft uns aus der Starre.

Wir alle erzählen uns gern einmal einen Witz. Jeder Witz hat die Eigenschaft, dass eine plötzliche Wendung im Gedankengang folgt. Mit diesem Ausgang der erzählten Geschichte haben wir nicht gerechnet und müssen lachen.

Wenn wir lachen, befreien wir blockierte Energie. Der Höhepunkt eines Witzes ist somit mit der Krise vergleichbar, mit dem Unterschied, dass wir die Wandlung mit Humor nehmen können.

Lächle einmal 😊

Wir stumpfen ab…

Auch wenn Lebenskrisen vollkommen natürlich sind, so können sie dennoch nicht unser Lebensziel sein.

Jeder Organismus ist auf ein angenehmes Überleben ausgerichtet. So soll es auch sein!

Trotzdem haben wir heute das Gefühl, dass Krisen schon fast zum Alltag gehören.

Dank des umfangreichen Film- und Fernsehprogramms fühlen sich Krisen an, als wären sie vollkommen normal. Zerbombte Kriegsgebiete, hungernde Kinder, verzweifelte Menschen. Wir sitzen vor dem Fernseher und knabbern Chips, während uns diese Bilder erreichen. Schauen wir Tag für Tag die Nachrichten, dann passiert eines Tages Folgendes: Wir stumpfen ab.

Dies hat auch Auswirkungen auf unsere Mitmenschen. Mitgefühl und Empathie werden geringer, je öfter wir solche Nachrichten sehen oder hören.

… und bleiben an der Oberfläche

Und da das Weltgeschehen im Einzelnen nicht nachempfinden können, bleiben wir lieber an der sicheren Oberfläche des emotionalen Ozeans.

Erwischt uns dann selbst eine Krise, bleibt fast nur noch die Klinik, weil unsere Mitmenschen ebenfalls abgestumpft sind und nicht mehr über die nötigen Kompetenzen verfügen, uns adäquat zur Seite zu stehen. Der Fernseher als unser modernes Lagerfeuer sorgt dafür, dass es uns als völlig normal erscheint, wenn die Welt sich in einer andauernden Krisensituation befindet.

Wie haben die Menschen das denn früher gemacht? Während Pest und Krieg und Hungersnöte durchs Land zogen? Waren sie damals auch so verzweifelt und lebensunfähig, wie wir heute?

Fernsehen und Berichterstattung lassen uns abstumpfen. Nicht nur was das Leid anderer angeht, es hat auch Auswirkungen auf unser eigenes Leid.

Nach 90 Minuten ist der Film beendet, nach 15 Minuten die Tagesschau vorbei. Emotionslose Berichterstattung auf allen Kanälen. Und wenn Emotionen in einer Talkshow zugelassen werden, dann um sie gleich auszuschlachten und bis aufs Äußerste zu übertreiben.

Lebenskrise und das Umfeld

Und so reagiert dann auch unser Umfeld, wenn wir eine Krise haben.

„Dann lass dich doch scheiden.“

Ja, dann tu das einmal, mit allem, was dazu gehört! Wie sich dies im Detail anfühlt und in welche existenziellen Lebenskrisen ehemalige Ehepartner und Kinder geraten können, wissen nur diejenigen, welche so etwas am eigenen Leibe erfahren haben. Hilfe suchen wir dann bei Ärzten, Psychologen oder im Internet.

Auf dieser Erde leben derzeit etwa acht Milliarden Menschen. Und doch fühlen wir uns oft mutterseelenallein. Wie ist das möglich?

Warum sind wir nicht mehr in Kontakt zu anderen? In einem echten, nährenden Kontakt?

Könnte das vielleicht daran liegen, dass wir nicht mehr in Kontakt mit uns selbst sind?

Wenn wir nicht in Kontakt mit uns selbst sind, dann wissen wir auch nichts mehr über uns. Wir wissen dann nichts über unseren Körper und auch nichts über unsere mentalen oder emotionalen Kompetenzen. Und gerade wenn wir uns in einer Krise befinden, sind es eben diese Kompetenzen, die uns dort auch wieder herausholen könnten.

Jeder Mensch besitzt sie und jeder Mensch kann zum Krieger werden, der die Schlacht in einer Krise gewinnen kann.

Wir brauchen diese Kompetenzen nicht erlernen, sie wollen nur wiederentdeckt werden. Aber dafür braucht es Bewusstheit und Langsamkeit.

Der Kontakt mit uns selbst

Was bedeutet es, in Kontakt mit sich selbst zu sein?

In dem Moment, wo wir uns einer Situation hingeben, können wir wieder zuhören. Denn der Körper will etwas in Balance bringen. So können wir immer wieder Bekanntschaft mit uns selbst schließen. Wir können so vollkommen neutral sein, ohne zu bewerten und ganz in unserem Körper ankommen und in ihm zuhause sein. Wir kommen in Kontakt mit uns selbst und bewohnen unseren Körper wieder.

Eine längere Lebenskrise wird meist begleitet durch körperliche und seelische Sensationen wie Schlafstörungen, Depressionen, dem Gefühl der dauerhaften Überforderung sowie dem Gefühl, dem Leben nicht mehr gewachsen zu sein.

Was wäre, wenn diese Erscheinungen nicht als krankhaft, sondern als eine Chance bewertet würden, sich die nötige Auszeit nehmen zu dürfen? Wie wäre es, während dieser Auszeit darüber nachdenken zu können, was da eigentlich genau passiert ist mit der Idealvorstellung, mehr Bewusstheit zu erlangen?

Haben wir etwas verstanden – und zwar nicht nur im Kopf, sondern auf allen Ebenen – dazu gehört auch das Verstehen auf seelischer und körperlicher Ebene – dann ist dies bereits die halbe Miete auf dem Weg hinaus aus der Krise.

Der stille Beobachter und die Lebenskrise

Das Schlimmste bei einer Lebenskrise ist das Gefühl der Machtlosigkeit. Wir fühlen uns der Situation ausgeliefert. Das Leben ist plötzlich vollkommen anders.

Und doch gibt es da einen Teil in dir, der von der Krise nicht betroffen ist.

Wir möchten dich zu einem kleinen Gedankenexperiment einladen.

Was hast du heute vor einem Jahr gemacht? Du kannst dich nicht daran erinnern? Versuch es langsam. Welcher Monat war da, gibt es irgendwelche Eckdaten, an die du dich erinnern kannst? Vielleicht ein Geburtstag eines Freundes, eine Hochzeit oder ein anderes Ereignis?

Und dann denke noch ein weiteres Jahr zurück. Heute vor zwei Jahren. Mach es langsam. Lass dir genügend Zeit.

Geh nun einmal fünf Jahre zurück in die Vergangenheit. Heute vor fünf Jahren, was hast du da gemacht? Denk langsam, lass dir ausreichend Zeit.

Vor zehn Jahren? Zwanzig oder mehr Jahren? Geh in deiner Erinnerung einmal ganz zurück bis in deine früheste Kindheit. Lies erst weiter, wenn du soweit bist.

Lebenskrise und Bewusst-Sein

Wenn du dich so an dein Leben erinnerst, dann bist du natürlich älter geworden, dein Körper hat sich verändert und du denkst heute über bestimmte Themen wahrscheinlich anders als noch vor 10 oder 20 Jahren.

Aber da gibt es einen Teil in dir, der hat sich nie verändert. Der ist noch genau so, wie damals als Kind. Ein stiller Beobachter, der absichtslos und neutral immer anwesend war und es auch jetzt noch ist.

Dieser Teil ist dein Bewusstsein. Es ist der Teil, welcher sich mit 80 Jahren fragt, wo denn die Zeit geblieben ist, der gar nicht begreifen kann, dass schon so viel Zeit vergangen ist, denn eigentlich hat sich ja gar nichts verändert. Nicht für diesen Teil.

Es ist der Teil in dir, der auch unantastbar, unverwundbar ist. Es ist dein Sein, welches dich durch alle Lebenszeiten und Lebenskrisen begleitet hat.

Wenn wir uns diesen Teil in uns bewusst machen, dann haben wir immer einen Ort, an den wir uns zurückziehen können, wenn es im Außen stressig wird.

Man kann dir dein Leben nehmen, aber niemals dein Sein.

Das Sein in uns ist dasselbe Sein wie in dir. Werden wir uns dessen bewusst, dann können wir die Verbindung zu unseren Mitmenschen viel besser spüren.

Dann haben wir automatisch auch mehr Mitgefühl für andere.

Um uns selbst zu erforschen, brauchen wir Kontakt zu uns selbst.

Dazu gehört es auch, unsere Emotionen aufzuspüren und wahrzunehmen, um sie anschließend zu fühlen, anstatt sie zu verdrängen und zu unterdrücken. Unterdrückte Emotionen verformen uns.

Heul mal so richtig Rotz und Wasser!

Trauer und Freude sind aus demselben Stoff gemacht. Sie liegen ganz nah beieinander. Haben wir einen Todesfall eines geliebten Menschen und gestatten wir uns die Trauer in vollen Zügen, dann begleitet uns, so befremdlich dies auch klingen mag, in einer derartigen Situation auch die Freude. Die Freude, eine schöne Zeit miteinander gehabt zu haben.

Wenn wir unsere Emotionen spüren, sind wir lebendig. Energie wird nicht blockiert, darf frei fließen und steht uns zur Verfügung.

Unterdrücken wir dennoch unsere Trauer, Wut und Angst, dann verformen wir uns – körperlich. Die berühmte Volkskrankheit „Rückenschmerzen“ beruht auch auf Haltungsschäden. Eine Ursache dafür sind allerdings auch unterdrückte Gefühle. Die Last auf unseren Schultern kann die Verantwortung spiegeln, die wir für andere tragen. Schmerzen, die sich in den Schultergelenken bemerkbar machen und eine eingeschränkte Beweglichkeit im Schulterbereich zur Folge haben, zeugen von einer empfundenen Handlungsunfähigkeit. Ursache ist die Angst davor, Entscheidungen zu treffen, die Angst peinlich zu sein und die Angst zu versagen. Dies zeigt sich oft in einer verspannten oder sogar steifen Schulter.

Körperliche Verspannung und Emotion

Zu jeder körperlichen Verspannung gehört eine Emotion, die nicht ausgedrückt wurde, uns verhärtet und verformt.

Würden wir die dazugehörigen Emotionen einfach fühlen und ausdrücken, dann würde die Energie durch uns hindurchrauschen, wir wären frei beweglich und würden uns in einer Lebenskrise den veränderten Lebensumständen gewachsen fühlen. Eine Emotion in ihrem vollen Umfang anzunehmen ist pure Energie, die uns als Kraft zur Verfügung steht, wenn sie nicht festgehalten wird.

Das Leben ist wie ein Fluss. Wir können entscheiden, ob wir uns dem Verlauf des Flussbettes hingeben, uns auch mal verwirbeln lassen, oder ob wir an jedem kleinen Staudamm oder Stein hängen bleiben und an dieser Stelle krampfhaft festhalten.

Kommen wir noch einmal zurück zu dem stillen Beobachter in uns. Dem Teil, der auch in kritischen Situationen vollkommen neutral ist. Auf eine angenehme Art und Weise neutral. Neutral bedeutet nicht egal! Neutral ist das ganz leicht freudige Sein, was wir im Inneren empfinden, unabhängig von allen äußeren Umständen.

Dieser Teil ist immer in uns. Wir brauchen ihn nur wahrzunehmen. Es ist unser ureigenster Seinszustand.

Aus diesem Seinszustand kreieren wir unser Leben auf absichtslose Art. Und dies ist die beste Voraussetzung für ein sehr glückliches Leben. In dem Moment, wo wir aktiv mitmischen, schränken wir die Möglichkeit des Lebens ein, uns die auf uns am besten abgestimmten Ereignisse zu liefern.

„Die beste Realitätsgestaltung haben wir, wenn es uns egal ist, ob wir Leben oder Sterben. Das hat nichts mit aufgeben zu tun, sondern etwas mit Neutralität.“

 

(Karl Grunick)

Lebenskrisen sind also auch Chancen, ein bewusstes Leben zu führen!

Aus einer Krise gestärkt hervorgehen

In jeder Krise steckt auch ein Geschenk. Manchmal sogar mehrere:

  • Wir sind nun achtsamer für uns und unsere Umwelt.
  • Wir sehen das Leben mit vollkommen anderen Augen.
  • Wertschätzung für die einfachen Dinge des Lebens ist wieder möglich und damit die Chance auf glückliche Gefühle.
  • Und auch Wertschätzung für die Menschen in unserem Leben, für diejenigen, die während der Krise nicht an unserer Seite geblieben sind.
  • Wir legen unseren Fokus mehr auf die Dinge, die uns wirklich wichtig sind.
  • Wir erkennen die Notwendigkeit von Auszeiten und gönnen uns Ruheoasen.
  • Wir können uns und unsere Schwächen besser akzeptieren.
  • Wir entwickeln mehr Mitgefühl für unsere Mitmenschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden.
    Vielleicht können wir sogar unsere Unterstützung anbieten.
  • Wir entdecken vollkommen neue Seiten an uns und finden vielleicht Gefallen an Dingen, für die wir uns ohne diese Krise niemals interessiert hätten.

Krise ist nicht gleich Krise

Es gibt Menschen, die steigern sich mental, emotional und körperlich in eine Krise hinein.

 

„Waren die Krisen des weißen Mannes früher Pest, atomare Katastrophen, Weltkriege, Erdbeben und Hungersnöte, so sind es heute Halal-Toblerone, Kopftuch, Greta Thunberg und Tempolimit“ 😊

 

(Ali Keskin)

Im Grunde besteht im Äußeren selten eine wirkliche Krise, sondern wir bewerten Lebensumstände nur beständig negativ und zwar so lange, bis wir uns ein Problem eingeredet haben und bekommen dies von der jeweiligen Gesellschaft häufig auch noch bestätigt.

So ist beispielsweise ein kaputtes Auto schon eine Krise wert, weil der Arbeitsplatz jetzt nur noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist oder die Alltagsstruktur geändert werden muss. Allein dies wirft manche bereits aus der Bahn.

Stirbt in einem Entwicklungsland hingegen eine Kuh, ist es möglich, dass eine ganze Familie verhungern muss – hier bedroht die Krise die Existenz. Fällt bei uns eine Kuh tot um, juckt das niemanden.

Die eigene Situation mit der Situation in echten Krisengebieten zu vergleichen, kann helfen, die eigene Sichtweise grundlegend zu ändern. Wir erkennen, dass die von uns empfunden Krisen nicht immer lebensbedrohlich und womöglich noch nicht einmal Krisen sind!

Dies soll die Sache nicht gänzlich herabspielen. Aber es bringt Gelassenheit und die Hoffnung, sich der neuen Situation und den Aufgaben anzupassen.

Was hilft, wenn es schnell gehen muss?

Zu Beginn hast du gelesen, dass Krisen in sieben Stufen ablaufen.

Was wäre, wenn du Einfluss auf die Dauer der einzelnen Stufen hättest? Und würde eine Krise dann vielleicht ganz anders verlaufen, als die Psychologie dies in ihren Lehrbüchern beschreibt?

Nehmen wir einmal an, du könntest die Schockphase bereits gleich zu Beginn auflösen. Eventuell würde sich der weitere Weg durch die Krise vollkommen anders gestalten.

Wie verläuft ein psychischer Schock?

Auf einen Schock kann man sich nicht vorbereiten. Bei einem psychischen Trauma verstehen wir erst einmal überhaupt nicht, was da gerade passiert. Die Symptome sind Verwirrtheit, die Haut wird bleich, der Schweiß kann ausbrechen, die Atmung wird schneller, ebenso der Herzschlag. Es kann sogar sein, dass man das Gefühl hat, neben sich zu stehen – dies nennt man Depersonalisation. Oder auch das Gefühl, dass das alles nicht wahr ist, was man da gerade erlebt – dazu sagen die Psychologen dann Derealisation. In manchen Fällen kann das Psychotrauma bis zu zwei Wochen anhalten. Danach fühlen sich die Betroffenen meist immer noch hoffnungslos und verzweifelt. Oft kommen noch Schlafstörungen und Depressionen hinzu.

Was kann, außer medizinischer und psychiatrischer Hilfe, in einer derartigen Situation noch helfen?

Unseren Körper zu spüren, kann helfen. Den Boden unter unseren Füßen zu spüren, kann helfen. Kurz: das Wiederankommen in unserem Körper. Über das Spüren jeder einzelnen Körperregion haben wir Einfluss auf das Schockgeschehen.

Vielleicht magst du einmal folgende Übung ausprobieren:

Mache es dir in der Rückenlage bequem.

Vielleicht magst du dir ein Kissen unter den Nacken legen oder mit einer Decke deine Knie unterstützen. Schließe die Augen und spüre, wie du den Boden unter dir wahrnimmst.

Woher weißt du, dass dein rechter Fuß noch existiert? Ohne dass du hinschaust oder ihn bewegst oder berührst. Wie kannst du das sonst noch feststellen?

Kannst du deinen Fuß innerlich spüren?

Und dann geh mit deiner Aufmerksamkeit zu deinem rechten Knöchel. Ist er noch da? Und dein Unterschenkel, dein Knie und der Oberschenkel deines rechten Beines? Alles noch da? Oder ist ein Körperteil vielleicht abwesend und wenn ja, kannst du das so stehen lassen?

Wie sieht es auf der linken Seite aus? Dein linker Fuß – existiert er noch? Und was ist mit deinen Zehen und der Fußsohle? Mit deinem linken Knöchel, der linken Wade und dem linken Oberschenkel? Woher weißt du, dass deine Beine noch da sind?

Wandere anschließend mit deiner Aufmerksamkeit in dein Becken. Ist es noch da? Und dein Rücken? Was ist mit deinem Bauch?

Fühl auch deine Hände und Arme. Existieren deine Finger noch? Woran erkennst du dies, ohne hinzuschauen oder sie zu bewegen?

Und dann geh mit deiner Aufmerksamkeit zu deinem Kopf. Ist dein Kopf noch da? Und dein Gesicht?

Und nun noch Bewegung dazu

Wenn du genug davon hast, dann komme langsam in eine sanfte Bewegung. Bewege vorsichtig deine Hände und Füße. Und wenn du bereit bist, dann nimm wieder Kontakt zu deiner Umwelt auf, indem du deine Augen öffnest. Erst einmal nur einen ganz kleinen Spalt. Bleib dabei aber vollkommen bei dir, in deinem Gefühl für deinen Körper.

Lass die Welt immer mehr in dich hinein, bis du dich wieder ganz mit ihr verbunden fühlst. Verliere dabei aber nicht den Kontakt zu dir!

Wie fühlt sich dein Körper nun an? Hast du vielleicht die Empfindung, als würde ein warmer Strom durch dich hindurchfließen? Oder kribbelt er angenehm?

Was nimmst du wahr?

Je öfter wir in die Erfahrung gehen, ganz bei uns anzukommen, desto schneller finden wir auch wieder zurück in unsere Präsenz. Auch wenn uns ein Schockereignis gerade den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Mit einem stabilen Körpergefühl und dem Gefühl, vollkommen „da“ zu sein, können wir auch bessere Entscheidungen in schwierigen Lebenssituationen treffen.

Wir haben Einfluss auf die Schockstarre, die uns lähmt und handlungsunfähig macht.

Zum Schluss

Stell dir einmal vor, du befindest dich zwei bis drei Jahre weiter in der Zukunft. Du hast eine sehr schwere Lebenskrise gemeistert. Du hast alle Prozesse durchlaufen, dich gefunden und weißt um deine Kraft und Resilienz. Man sieht dir sofort an, dass du eine erfolgreiche Transformation deiner Themen hinter dir hast. Und du bist voller Dankbarkeit und Freude darüber, die Krise bewältigt zu haben und darüber, dass du über dich hinausgewachsen bist. Du bist in Kontakt mit dir selbst – du bist angekommen. Nimm das das einmal ganz ausgiebig wahr. Kannst du die Dankbarkeit darüber spüren?

Und nun triffst du auf eine gute Freundin, die du schon lange nicht mehr gesehen hast. Und sie spricht dich auf deine positive Erscheinung an. „Mensch, du siehst so toll aus! Kaum zu glauben, nach dem, was du alles hinter dir hast! Was hast du gemacht?

Was antwortest du spontan aus dem Bauch heraus auf ihre Frage?

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